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Buchrezension: Tops of the Kop – Liverpool FC Kits from 1892-2007

Fußballtrikotbücher sprießen Ende der 2010er-Jahre und Anfang der 2020er-Jahre förmlich aus dem Boden. Doch ganz vereinzelt gab es schon weit früher Trikotbücher – eines davon ist „Tops of the Kop – Liverpool FC Kits from 1892-2007“ von Peter Crilly aus dem Jahr 2007.

115 Jahre Trikotgeschichte

Zum 115-jährigen Jubiläum der Reds aus Anfield machte sich Peter Crilly daran, die Trikotgeschichte des Vereins zusammenzufassen. Beginnend bei den Anfängen in Blau-Weiß (ja, Liverpool spielte anfangs in Blau-Weiß, wie man hier sehen kann) bis zur Moderne werden die Trikots auf 263 Seiten intensiv beschrieben und detailliert aufgelistet.

Das Buch aus dem Sport Media-Verlag hat ein für heutige Trikotbücher spezielles Format – quer und recht klein, vergleichbar mit Fotoalben. Also eine weitaus kleinere Variante der britischen Vorzeigebände von Tottenham und Arsenal. Aber ebenso wie beim Buch des Rivalen Everton aus dem selben Verlag wird hier Pionierarbeit geleistet – mir sind keine älteren Trikotbücher über Fußballvereine bekannt.

Viel Grau, viele Details

Der Aufbau des Buchs erfolgt chronologisch. Die ersten Jahre bieten wie üblich weniger Facts und Trikotwechsel, weshalb hier mehr zusammengefasst werden kann. Gelungen ist die Aufteilung der Jahre in die Hauptthemengebiete „About the kit“, „On-Field“, „Off-Field“ und „Did you know?“, die dem Leser kompakt die wichtigsten Infos zum sportlichen und trikottechnischen Bereich vermitteln.

Der Autor nennt überraschend viele (farbliche) Details zu den Trikots der Anfangsjahre um 1900 herum. Hier wird sogar auf einzelne Rottöne eingegangen, die auf den Schwarz-Weiß-Fotos leider nicht ersichtlich sind, es sind nur selten Zeichnungen zu sehen, aber keine nachgebauten Grafiken. Erst ab den 1960er-Jahren kommt Farbe ins Spiel, hier sind die ersten Originaltrikots und in späterer Folge Farbfotos zu finden. Das lässt die ersten 80 Seiten eher trist erscheinen, ist aber aufgrund der Umstände zur damaligen Zeit auch nachvollziehbar.

Interessant wäre an dieser Stelle, woher die Detailinformationen zu den älteren Trikots stammen, da sie für einen Fußballclub aus einer Zeit, in der nur Schwarz-Weiß-Fotos existierten, doch in einem großen Umfang vorhanden zu sein scheinen. Vereinzelt gibt es diese Informationen: Das grüne Torhütertrikot aus dem Jahr 1910 wurde zum Beispiel anhand eines gezeichneten Fotos/Sammelbilds einer Zigarettenpackung entdeckt.

Mit der Zeit werden auch Details wie die Einführung von Rückennummern, der erste Liverbird auf einem Torhütertrikot, die Ausrüster ab 1972 und Sponsoren ab 1978. Mit viel Detailliebe werden Trikots auch Authentizitätschecks unterzogen, in den späteren Jahren wächst die Kapitellänge, weil es einerseits mehr Quellen gibt, andererseits aber auch mehr Trikots im Rahmen der Kommerzialisierung des Weltfußballs.

Ein eigenes Kapitel für „Kit ads“

Ein großes Augenmerk bei meinen Buchrezensionen lege ich auf Dinge, die ich in anderen Büchern in der Form noch nicht entdeckt habe. Das Buch von Inter Mailand hat beispielsweise ein schönes Kapitel über die Trikots, die in Spielen getragen wurden, als man mit anderen Mannschaften kombiniert wurde. Hier überzeugt ein Kapitel über Werbeplakate der Ausrüster und des Vereins, das einen schönen Querschnitt über die Jahrzehnte hinweg darstellt. Etwas, das mir als hauptberuflicher Marketingmanager sehr gefällt.

Fazit

Es war interessant, eines der ersten Trikotbücher überhaupt zu lesen, nachdem ich bisher zumeist die moderneren Werke gelesen habe. Das Format ist praktisch, wenngleich es heute wohl in anderer Form publiziert werden würde, sieht man sich die höherklassige, weit später publizierte Konkurrenz aus London an.

Crilly schreibt im Vorwort davon, dass er sich bemüht hat, Spieler mit einzelnen Trikots zu verknüpfen. Mit der Zeit werden zwar die Details/Hintergrundgeschichten mehr, aber so ganz funktioniert das nicht immer. Crilly wusste aber scheinbar schon damals, dass ein Trikotbuch in Katalogform gerade einem Verein wie Liverpool nicht genügen würde – Geschichten gibt es nämlich zur Genüge und was mir besonders gefällt sind die Stories aus den Anfangsjahren – hier wären eben nur die genauen Quellen interessant zum Weiterforschen.

Es ist kein designtechnisches Wunderwerk, aber mit diesem Buch fühlt man sich bestens informiert über die Trikotgeschichte der Reds bis 2007. Ich gehe davon aus, dass es in naher Zukunft auch eine überarbeitete „Premium-Version“ von Liverpool geben wird. Ein guter Grundstock dafür ist mit diesem Werk und seinen zahlreichen Geschichten jedenfalls gegeben.

Das Buch gibt es nur noch gebraucht zu erwerben, daher empfiehlt es sich, auf den bekannten Bücherbörsen online danach zu suchen. Der Originalpreis des Werks beträgt 8,99 Pfund.

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