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1950: Rapid als „Diables Rouges in Hütteldorf“

Dass die Gründungsfarben des SK Rapid blau-rot sind, ist hinlänglich bekannt und durch Quellen bestätigt. Eine Rückkehr erfolgte erst in den 1980er-Jahren – so dachte man bisher.

Headerfoto: © brgfx, freepik, Wiener Kurier/anno onb, SK Rapid

Seit meiner Buchveröffentlichung 2019 habe ich über weitere Trikotdetails des SK Rapid nur stellenweise geforscht. In meinem Sommerurlaub stöberte ich jedoch ein wenig in alten Tageszeitungen im Onlinearchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und stieß tatsächlich auf ein neues, interessantes Detail. Hat Rapid nach dem Farbwechsel hin zu Grün-Weiß 1906 doch nicht so sehr von den Traditionsfarben abgeschworen?

11:2 gegen den Lask – die Diables Rouges in Hütteldorf

Am 29. August 1950 betitelt die österreichische Tageszeitung Wiener Kurier den Spielbericht der Partie gegen den Lask mit „Diables Rouges in Hütteldorf“ in Anlehnung an die belgische Nationalmannschaft, die seit jeher unter diesem Spitznamen aufläuft. Teuflisch gut spielten die Roten Teufel von der Pfarrwiese an diesem Tag definitiv – der Liganeuling Lask wurde mit 11:2 abgefertigt. Dem Ergebnisverantwortlichen gingen sogar die Zahlen aus, die oberösterreichischen Nachrichten schrieben davon, dass auf der Anzeigetafel am Ende 1:2 geschrieben stand, weil schlichtweg die dritte Ziffer fehlte.

Doch warum nun die „Diables Rouges“?

Die Überschrift des Spielberichts Rapid-Lask (11:2) in der Tageszeitung Wiener Kurier vom 28. August 1950

An diesem ersten Spieltag der Staatsliga A 1950/51 ließ sich ein kräftiger Gewitterregen über dem Westen Wiens nieder. Ein Abbruch bzw. eine Verschiebung wurden bei „ägyptischer Finsternis“ (Neue Zeit, 28.08.1950, S.5) spekuliert, es ging dann doch los. Nach zwei Spielminuten kam es allerdings zu einer Besonderheit: Zwecks Sichtbarkeit auf dem Feld wechselte Rapid die Trikots – und zog nun rote Leibchen über! Es ist bisher zwischen 1906 und 1984 (Spiele gegen Celtic Glasgow in Blau bzw. Rot) kein Spiel bekannt, in dem Rapid wissentlich nicht in Grün-Weiß spielte. Der Kurier betitelte die Mannschaft aufgrund der tollen Leistung und vor allem der roten Trikots als Diables Rouges – die roten Teufel.

Spannend ist, dass in der Presse darüber berichtet wird, dass Rapid rote Trikots aufgrund der Sichtbarkeit überziehen musste, was durchaus legitim ist. Wie es sich mit den Dressen des Lask verhielt, welcher wohl in Schwarz-Weiß auflief, bleibt leider unbeantwortet.

Rote Ausweichtrikots über die Jahre hinweg?

Ist das ein Indiz dafür, dass Rapid auch über die Jahrzehnte hinweg rote Ausweichtrikots für alle Fälle in petto hatte? Gut möglich. Ein Indiz dafür, dass Rapid die Traditionsfarben über die Jahrzehnte hinweg in Form von Ausweichtrikots belebte? Nicht zwingend. Für alle Fälle war die Farbe Rot natürlich gut sichtbar – so auch bei der Gewitterpartie gegen den Lask. Man nehme nur das Beispiel des orangenen Fußballes, der gerne bei schneebedecktem Rasen eingesetzt wurde und wird. Es ist damit also keinesfalls gesagt, dass Rapid immer rote Trikots als Ausweichtrikots hatte und diese auch mehrmals trug. Und schon gar nicht, dass die ursprünglichen Vereinsfarben der Grund dafür waren.

Was ich jedoch hiermit versichern kann: Ich werde in diesem Bereich weiterforschen und hoffe auf weitere Belege in naher Zukunft.

Quellenbelege zu den roten Trikots:

Neues Österreich, 27. August 1950, S.4

Neue Zeit, 28. August 1950, S.5

Wiener Kurier, 29. August 1950, S.5

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