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ExpertInnen am Wort: Dietmar Wieser (11teamsports)

11teamsports ist spätestens seit der Bekanntgabe der Zusammenarbeit mit Rapid/Puma und Sturm Graz/Nike vielen Trikotinteressierten in Österreich ein Begriff. Wie es dazu kam und was sich die Fans ab Sommer 2021 erwarten dürfen, erzählt Geschäftsführer Dietmar Wieser im Gespräch mit trikotgeschichten.at.

trikotgeschichten.at: Herr Wieser, 11teamsports ist die letzten Jahre in Österreich rasch gewachsen. Besonders nach den abgeschlossenen Deals mit Rapid und Sturm ist man auch medial stark vertreten. Wann und wie hat die Geschichte von 11teamsports in Österreich begonnen?

Wieser: Der Weg für 11teamsports Österreich hat bei der Euro 2016 begonnen. Kurz vor der Europameisterschaft gab es den ersten Kontakt mit 11teamsports Deutschland, wo das Unternehmen 2007 gegründet wurde. Es gab damals erste Expansionspläne und Österreich war als deutschsprachiges Nachbarland naheliegend. Der Kontakt kam über Nike zustande. Nach einem ersten Meeting in Deutschland war rasch klar, dass wir am selben Strang ziehen, unsere eigene Marke umbenennen wollen und das Projekt 11teamsports Österreich starten möchten. Das war am 01.01.2017 dann offiziell der Fall. Inzwischen ist 11teamsports in 15 europäischen Ländern aktiv, vergangene Woche sind die BeNeLux-Staaten neu hinzugekommen.

trikotgeschichten.at: Mit welchem Verein gab es in Österreich die erste Zusammenarbeit?

Wieser: Wir haben zu Beginn einen starken Fokus auf die Amateurvereine im Most- und Waldviertel gelegt. Zum Beispiel auf meinen Heimatverein SCU Kilb, sowie den ASK Wilhelmsburg, SC Wieselburg oder den Kremser SC.

trikotgeschichten.at: Wie führte der Weg vom heutigen Viertligisten SCU Kilb in den Profifußball?

Wieser: Im Profibereich war die Zusammenarbeit mit der WSG Tirol im Sommer 2020 unser Startschuss, der aufgrund der unklaren Ligenzugehörigkeit des Vereins gleich einmal etwas kurios war. Ausrüsterwechsel, Ligalogo, die Frage nach den Sponsoren – das war eine große Herausforderung mit verhältnismäßig wenig Vorlaufzeit. In Zeiten von Covid-19 haben wir erkannt, dass es im österreichischen Profifußball eine große Nachfrage gibt und wir uns auch auf diesen Markt stärker konzentrieren sollten. Ab Sommer haben wir fünf Bundesligateams unter Vertrag (Rapid/Puma, Sturm/Nike, SKN/Nike, Lask/ForzaASK, WSG Tirol/Puma), bei einem sechsten Verein befinden wir uns aktuell in laufenden Verhandlungen. 11teamsports Deutschland wird ab Sommer in der deutschen Bundesliga neben Augsburg noch einen zweiten Verein unter Vertrag haben.

trikotgeschichten.at: Mit Rapid (Ausstatter Puma) haben Sie ab Sommer 2021 den Club mit der größten Fanbasis in Österreich unter Vertrag. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Wieser: Im konkreten Fall ging es von unserer Seite aus. Wir sind bereits seit 2019 im kleineren Rahmen Nachwuchspartner beim SK Rapid. Uns war schon länger bekannt, dass der Vertrag mit Adidas 2021 ausläuft. Dadurch war es durchaus ein Ziel, uns für 2021 in die Position zu bringen, auch die Kampfmannschaft auszurüsten. Bei einem Verein der Größe von Rapid benötigt das auch rund ein Jahr Vorlaufzeit.

Wir haben gehört, dass bereits einige Marken vorstellig wurden und haben uns kurz nach dem ersten Lockdown in Stellung gebracht. Nach einigen Telefonaten mit Vereinsoffiziellen über die Vereinsphilosophie, Erwartungen an den Ausrüster, usw. sind wir zu dem Entschluss gekommen, mit Puma in die Verhandlungen einzusteigen. Puma ist bereits zuvor mit Rapid in Kontakt getreten und somit haben wir dann gemeinsam mit dem Ausrüster dieses Paket geschnürt. Rapid war von Beginn an dieser Zusammenarbeit gegenüber sehr offen eingestellt. Nach diversen Verhandlungsmarathons fiel die Entscheidung dann positiv für Puma und 11teamsports aus.

trikotgeschichten.at: Wird 11teamsports irgendwo auf dem Trikot zu sehen sein?

Wieser: Bei der Kampfmannschaft nicht. Dort stellen wir als Premiumpartner des SK Rapid ausschließlich das Equipment zur Verfügung. Jedoch wird das bei Rapid II und beim Nachwuchs der Fall sein.

trikotgeschichten.at: Was fällt unter den Begriff „Equipment“?

Wieser: Alles, was in Zukunft mit dem Puma-Logo an Rapid geliefert wird, läuft operativ über 11teamsports. Das betrifft unter anderem Bestellungen bei Puma, Bedruckung von Textilien, Abstimmung der Mengen mit Puma, Warenauslieferung oder die Gestaltung von Puma-Fanartikeln.

„Alles, was in Zukunft mit dem Puma-Logo an Rapid geliefert wird, läuft über 11teamsports.“

trikotgeschichten.at: Seitdem die Zusammenarbeit bei Rapid mit Puma und Sturm mit Nike offiziell wurde, lese ich regelmäßig eine Frage: Warum benötigt es bei einer Zusammenarbeit zwischen einem Verein und Ausrüster auch noch 11teamsports?

Wieser: Es ist natürlich eine neue Konstellation, dass wir als dritter Player nun auch Teil solcher Kooperationen sind. Wir kommen zwar eigentlich aus dem Onlinegeschäft, haben aber auch Läden in ganz Österreich, wo wir unsere Ware verkaufen und wo alles auf den Fußball ausgerichtet ist.

Wir bieten dadurch einerseits die Verkaufsmöglichkeit vor Ort und sind regional gut greifbar. Dadurch sind wir gleichzeitig auch ein weiterer Vertriebskanal für die Vereine. Für den Ausrüster hat es den Vorteil, dass eine große Anzahl an ausgebildetem Personal dahinter ist, das den Aufwand bei Vereinen wie Rapid oder Sturm gut bewerkstelligen kann. Für große Marken wird es dadurch immer wichtiger, einen regionalen Partner/Händler zu haben, der personalisierter und direkter arbeiten kann. Das wird auch die Zukunft am Markt sein.

Wir können aufgrund der geographischen Nähe alles vor Ort klären, sei es das Anprobieren von Fußballschuhen, die Anlieferung von Artikeln oder die Klärung von Fragen zum Textildruck. Alleine in Wien sind 10 Personen für 11teamsports tätig.

trikotgeschichten.at: Wie lange dauert so ein Prozess am Beispiel von Rapid?

Wieser: Wir beginnen mit der Veredelung (Bedruckung von Sponsoren bspw., Anm.) rund ein Jahr zuvor. Die Druckerei mit 15 Vollzeitmitarbeitern und zahlreichen Pressmaschinen bringt die diversen Aufdrucke auf das Trikot. Zuvor müssen bereits alle Logos in hoher Qualität als Datei verfügbar sein. Wir produzieren die teuersten Drucktransfers, die es derzeit auf dem Markt gibt. Alleine die Produktion der Transfers dauert einige Wochen. Zu Jahresbeginn haben wir aufgrund der wachsenden Anzahl an Kunden eine neue Druckerei bezogen, sowie das Prozessmanagement modernisiert, um uns auf die neuen Kunden gut einstellen zu können.

„Wir produzieren seit Wochen die neuen Rapid-Trikots. Die Anlieferungen haben zu Beginn des Jahres begonnen.“

trikotgeschichten.at: Das bedeutet, Sie bedrucken aktuell bereits die zukünftigen Rapid-Trikots. Wann werden diese erscheinen?

Wieser: Ja, wir sind seit Wochen dahinter. Die Anlieferungen dafür haben bereits Anfang des Jahres begonnen. Ich kann keinen genauen Zeitpunkt nennen, aber das wird von Rapid rechtzeitig verkündet.

trikotgeschichten.at: Eine eigene Form der Zusammenarbeit ist ab Sommer auch die Kooperation mit der gesamten 2. österreichischen Liga. Wie funktioniert das mit den diversen Ausrüsterverträgen?

Wieser: In bestehende Verträge kann und wird nicht eingegriffen werden. Jedoch haben sowohl die Liga, als auch die 16 Vereine und wir das Bestreben, dass wir bei diesen Clubs nach Auslaufen der aktuellen Verträge Partner werden.

trikotgeschichten.at: Haben Sie auch Einfluss auf die finale Trikotauswahl des jeweiligen Vereins?

Wieser: Unser Einfluss ist dahingehend sehr gering. Das ist primär eine Entscheidungsfindung zwischen Verein und Marke. Durch das Thema Veredelung und Druck, zum Beispiel der Aufdruck von Sponsoren, kommen wir später ins Spiel.

„Das Trikot ist in Österreich grundsätzlich in einer recht eigenen Situation. Wir haben in Österreich sehr viele Freiheiten, was das Trikot an sich betrifft. Die Liga schreibt hier weit weniger vor, als beispielsweise in Deutschland.“

trikotgeschichten.at: Was mir als intensiver Trikotbeobachter auffällt ist, dass es zum Beispiel bei Rapid erst seit kurzem wieder möglich ist, das Bundesligalogo auf ein Fantrikot pressen zu lassen. Warum ist das so?

Wieser: Dazu gibt es bei den österreichischen Vereinen recht unterschiedliche Ansätze. Das Trikot ist in Österreich grundsätzlich in einer recht eigenen Situation. Wir haben in Österreich sehr viele Freiheiten, was das Trikot an sich betrifft. Die Liga schreibt hier weit weniger vor, als beispielsweise in Deutschland. Oftmals ist es auch ein Preisthema: Merchandising muss rentabel sein. Je mehr auf das Trikot gedruckt wird, desto teurer wird es für den Fan. Da sehe ich auch uns als wichtig dafür, ein stimmiges Bild im österreichischen Fußball zu schaffen, mit Rahmenbedingungen.

trikotgeschichten.at: Sie legen also keine Templatekataloge (Vorlagen, Anm.) vor?

Wieser: Nein, das ist eine Sache zwischen Marke und Verein. Bei Vereinen mit größerem Absatz wie Rapid ist es dann natürlich auch möglich, ein individuelles Trikot zu gestalten.

trikotgeschichten.at: Ich denke jetzt etwas weiter in die Zukunft – Hat ein Verein wie Rapid also beispielsweise die Größe, um zum 125. Geburtstag im Jänner 2024 ein Jubiläumstrikot herauszubringen?

Wieser: Ja, theoretisch auf jeden Fall.

trikotgeschichten.at: Vielleicht abschließend noch ein weiterer Ausblick in Richtung internationaler Trikotmarkt: Rapid bekommt heuer aufgrund des Ausrüsterwechsels ein neues Heim- und Auswärtstrikot, nachdem bisher alle 2 Jahre Heim- und Auswärtstrikot abwechselnd getauscht wurden. Die internationalen Trends gehen inzwischen bis hin zu einem fünften Trikot in einer Saison bei Napoli sowie jährliche Wechsel von Heim- und Auswärtstrikots. Das Barcelona-Trikot für das Spiel gegen Real Madrid kostet in der Matchversion 145 Euro. Bei internationalen Großclubs artet das förmlich aus und lässt die Fans zur Kasse bitten. Sehen Sie diese Entwicklung auch in Österreich oder ist der Markt dafür nach wie vor zu klein?

Wieser: Aus meiner Sicht ist es inzwischen ein Muss, den Fans jedes Jahr in Form eines Trikots neue Anreize zu geben – unabhängig von der Ligengröße. Es ist aber immer eine Frage der Abnahme, da es zumeist eine Mindestbestellgröße gibt.

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