Zum Inhalt springen

Die Geschichte des Wiener Stadthallenturniers und der Spezialtrikots: Teil 2 (1976-1991)

Nachdem der erste Teil zur Geschichte de Wiener Stadthallenturniers die Anfangsjahre von 1959 bis 1975 behandelte, so geht es im zweiten Teil schon etwas wilder zu. Neben der Dominanz der Austria gab es nämlich viele Sondersponsoren und gar abweichende Ausrüster auf dem Parkett zu sehen.

Programmhefte aus den Jahren 1976 bis 1991, in Besitz von trikotgeschichten.at

1976: Ein letztes Mal der Wiener Sportclub – mit zwei Vereinsnamen

Gleich zu Beginn dieser Zeitspanne holte sich der bis dahin unangefochtene Rekordsieger erneut den Titel: Der Wiener Sportclub. Im Finale bezwangen die Dornbacher Rapid klar mit 8:2. Kurios: Am 26. Dezember 1975 wurde das Turnier noch als „Wiener Sportclub“ gestartet. Ab dem Jahreswechsel firmierte der Verein aufgrund der Kooperation mit Post SV jedoch als „Wiener Sportclub/Post“ – und gewann so am 4. Jänner 1976 den Titel. Es blieb jedoch beim letzten Erfolg des Rekordsiegers (8x). Bis zum Ende des Turniers 2009 rangiert der Sportclub als zweitbeste Mannschaft der Geschichte des Turniers – denn in wenigen Jahren wurde dieser in den Annalen des Turniers an der Spitze abgelöst…

Kuriosität hoch 2: Auch die Rückbenennung erfolgte inmitten eines Stadthallenturniers: Die Dornbacher starteten das Turnier 1980/81 als Wiener Sportclub/Post – und beendeten das Turnier als Wiener Sportclub, da die Kooperation am 31.12.1980 endete.

Rapid hatte hingegen inmitten eines Turniers einen Ausrüsterwechsel zu vermelden: Beim Turnier 1990/91 spielten die Hütteldorfer im alten Jahr noch in Adidas-Trikots – ab 1.1.1991 jedoch bereits in den Dressen des neuen Ausrüsters Kappa.

Die Dominanz der Austria in den 80er-Jahren

Bis zur Zeit des achten Sportclub-Sieges im Jahr 1976 war die Austria nicht wirklich für den großen Hallenkick bekannt. 1959, 1963 und 1968 holten sich die Veilchen den Sieg, 1960, 1962, 1964, 1966, 1967 und 1971 blieb man dem Turnier fern. Und das, obwohl die Austria in dieser Zeit zeitweise auf dem Red-Star-Platz genau nebenan ihre Meisterschaftsheimspiele austrug. Aufgrund von Absagen gab es von 1966 bis 1971 keine einzige Auseinandersetzung der beiden großen Rivalen Rapid und Austria am Vogeldweidplatz.

Die große Zeit, von der noch heute rückblickend viele Fußballfans sprechen, begann 1976/77: Von da an hieß der Sieger bis 1986 immer Austria, 1977/78 fiel das Turnier der Fußball-WM und dem eng gestrickten Zeitplan zum Opfer. Außerdem gab es von 1975 bis 1989 nur zwei Spieler, die jeweils den Titel „Spieler des Turniers“ gewannen: Herbert Prohaska holte ganze 10x den Titel des Spielers des Turniers. War dieser gerade in Italien (AS Roma und Inter Mailand) tätig, so sprang sein Klubkollege Felix Gasselich (4x) ein. Abgelöst wurden die beiden von Rapidler Andi Reisinger 1989/90, ehe mit Peter Stöger erneut ein Austrianer folgte, der 3x hintereinander diesen Titel holte.

Da ich ja bekanntlich der grün-weißen Seite angehöre, ist das folgende Ergebnis nicht schön zu lesen. Verborgen wird der folgende Auszug deshalb trotzdem nicht: Ein oft gesehener Videoausschnitt aus dem Hallenderby zwischen Austria und Rapid am 4. Jänner 1980, welches mit 8:2 für den späteren Turniersieger endete.

Gastmannschaften aus dem Um- und Ausland: Ein ehemaliger Teamchef als Torschützenkönig bei den Grasshoppers Zürich

Auch in dieser Phase gab es vereinzelt ausländische Gäste auf dem Hallenparkett zu sehen:

1986/87: Honved Budapest und Sprint Zagreb, eine Auswahl jugoslawischer Fußballer
1987/88: Grasshoppers Zürich mit dem österreichischen Trainer Kurt Jara

1990/91: Slovan Bratislava

1988/89 blieb das Feld frei von Gastmannschaften – das hat einen Grund: Statt dem VFB Mödling hätte eigentlich Independiente Buenos Aires spielen sollen – die Argentinier zogen ihre Zusage jedoch zurück.

Gastmannschaften wurden zwar sichtlich nicht die Regel, jedoch hinterließen zwei Spieler in dieser Phase ihre Spuren in den Geschichtsbüchern des Turniers: Der spätere ÖFB-Teamchef Marcel Koller wurde als Spieler der Grasshoppers Zürich 1987/88 Torschützenkönig, Dusan Tittel von Slovan Bratislava heimste 1990/91 den Titel als bester Verteidiger ein.

Im Laufe der Jahre nahm auch die Anzahl an Nicht-Wiener-Teams zu. Oft gesehen war in dieser Phase der SC Eisenstadt, 1977/78 spielte der amtierende Meister Wacker Innsbruck mit. Ende der 80er-Jahre verstärkten auch Teams wie Mödling, Krems, Stockerau oder St. Pölten das Teilnehmerfeld. Außerdem gab es 1983/84 zum ersten Mal eine Spielgemeinschaft zweier Teams, bestehend aus Vienna und Simmering. Auch die so genannten „Old Stars“ oder eine U21-Auswahl begeisterten bei den Turnieren.

Exkurs: Der Versuch einer Hallenmeisterschaft

In den Jahren 1984 und 1985 wurde der Versuch einer österreichweiten Hallenmeisterschaft gestartet. Es blieb beim Versuch: Der überregionale Bewerb wurde wieder eingestellt. 1984 nahm die Wiener Austria nicht teil, Rapid gewann den Bewerb im Wiener Dusikastadion nach Vorturnieren in Graz, Klagenfurt, Linz und Innsbruck. 1985 wurde eine Hallenmeisterschaft in den selben Städten ausgetragen, es gewann die Wiener Austria. Gesponsert wurde das Turnier von Reiseveranstalter Kuoni, dessen Logo auch mehrfach auf den Trikots zu sehen war.

Programm der 2. Österreichischen Bundesliga-Hallenfußball-Meisterschaft, in Besitz von trikotgeschichten.at
Hans Krankl mit dem Siegerpokal 1984 und zweifachem Turniersponsoraufdruck auf der Brust (Fundstück auf willhaben.at)

Die Anfänge der Sondertrikotsponsoren und -ausrüster

Ab 1973 nahm das Turnier seinen wohl berühmtesten Namen an: Die Tageszeitung Kurier sponserte von hier an den Hallenkick und war gleichzeitig Medienpartner, jahrelang sprach man vom „KURIER-Millionen-Turnier“. Erst 1998 sollte sich der Sponsor wieder ändern.

Auch auf den Trikots tat sich in dieser Phase so einiges. Nachdem Rapid bereits 1975 einen gegenüber der Meisterschaft abweichenden Sponsor so trug, so ging das Spiel in den Folgejahren munter weiter: Die Hütteldorfer, die erst 1988 den zweiten Hallentitel überhaupt gewannen, trugen bis 1991 mit Beneroc Roche, Konsum, KGM, Köck, Möma und Mars einige Sponsoren, die nur in der Halle gesehen wurden. Auch hier gilt jedoch wieder: Eigens angefertigte Muster wurden in der Halle nicht getragen. Sponsoren wurden teilweise übernäht, teilweise wurden sie abwechselnd mit den üblichen Sponsoren aus der Meisterschaft getragen.

Ein Austrianer in einem Rapid-Trikot – in der Halle war scheinbar fast alles möglich. Robert Sara (rechts unten) bei der Siegerehrung 1983/84 im Trikot von Hans Krankl
© Kurier

Das war definitiv nicht usus, jedoch holte auch Admira/Wacker 1987/88 mit einem abweichenden Trikotsponsor den Titel: Auf den Trikots prangte groß das Logo von Nöm-Mix, in der Meisterschaft spielten die Südstädter mit Fuji auf der Brust.

Rapids Stadtrivale Austria begann schlussendlich in den 1990er-Jahren, mit dem Aufdruck „Casinos Austria Memphis“ anstatt dem üblichen „Austria Memphis“ in der Halle aufzulaufen.

Eine kuriose Variante gab es 1983/84 bei der Spielgemeinschaft Vienna/Simmering zu sehen: Als Dressenausrüster diente Adidas von Simmering – als Sponsor war allerdings Portas von der Vienna zu sehen. 1986/87 spielten die Döblinger mit Sondersponsor Möma, in den Folgejahren mit Schöps und Bauhaus. Die Blau-Gelben hatten mit den beiden letztgenannten Einzelsponsoren eine Sonderstellung: Schöps und Bauhaus wurden nämlich auch im UEFA-Pokal 1988/89 und 1989/90 anstatt des eigentlichen Meisterschaftssponsors und Namengebers Foto Nettig getragen.

Der Rivale Sportclub hingegen wechselte 1986/87 überhaupt spielweise den Ausrüster und spielte sowohl in Trikots von Adidas, als auch in Trikots von Tro Sport.

Sehr heikel war man mit der Darstellung von Sponsoren scheinbar auch in den Programmheften des Turniers – penibel wurde der nicht mehr aktuelle Sponsor teils einfach ausgeblichen oder ohne jegliche Rücksichtnahme auf einen schönen Stil einfach der neue Sponsor „darübergeschrieben“.

Teil 3 von 1992 bis 2009

Der dritte und letzte Teil folgt in den ersten Tagen des Jahres 2022 und behandelt die Jahre 1992 bis 2009. Es wird der längste Teil dieser Trilogie werden. Da ich 1996 erstmals die Ehre hatte, selbst in den Genuss des Hallenfußballs zu kommen, werden außerdem auch verstärkt persönliche Eindrücke einfließen.


Zu Teil 1 der Geschichte geht es hier.

Herangezogene Quellen

Austriasoccer.at

Webseiten von Rapid, Austria

Die Rapid-Chronik

Programmhefte des Wiener Stadthallenturniers

austrianfootball.blogspot.com

Diverse, ältere Tageszeitungen (Kurier, Arbeiter-Zeitung)

%d Bloggern gefällt das: